Georg Elser und Yun Bong-gil

In Japan erschienenes Buch von Mitsuaki Tamura

Mitsuaki Tamura, emeritierter Professor an der japanischen Hokuriku-Universität, hat ein Buch veröffentlicht, in dem er den Widerstandskämpfer Georg Elser mit einem in Ostasien nicht weniger berühmten koreanischen Freiheitskämpfer vergleicht. Der Titel des in japanischer Sprache geschrieben Buches lautet "Ein Mensch, der Widerstand leistet. Georg Elser und Yun Bong-gil".


VON PETER KOBLANK (2022)

Buchcover

Blick ins Buch

Hinrichtung in Kanazawa

Statue in Seoul

Gedenkstein in Shanghai

Gedenkstein in Kanazawa

Brief von Mitsuaki Tamura

Yun Bong-gil (Korea)

Yun Bong-gil (* 21. Juni 1908 in Yesan; † 19. Dezember 1932 in Kanazawa) war ein koreanischer Freiheitskämpfer. Korea war seit 1905 ein Protektorat des Japanischen Kaiserreichs und von 1910 bis 1945 eine japanische Kolonie.

Attentat in Shanghai (China)

Am 29. April 1932 nahm der 24-Jährige eine als Wasserflasche getarnte Bombe mit zu einer Veranstaltung, die von der Kaiserlichen Japanischen Armee zu Ehren von Kaiser Hirohitos Geburtstag und zur Feier der Besetzung der chinesischen Stadt Shanghai durch die Japaner organisiert wurde.

An diesem Tage versammelten sich über zwanzigtausend Menschen im Shanghaier Hongkou Park, hauptsächlich japanische Soldaten und in Shanghai lebende Japaner, aber auch Botschafter und Gäste aus allen Gesellschaftsschichten.

Yun Bong-gil betrat als Japaner verkleidet den Park. Als die Diplomaten und Gäste die Veranstaltung verlassen hatten und nur noch die Japaner eine weitere Feier abhielten, aktivierte Yun den Zünder seiner Wasserflaschenbombe und warf sie auf das Podest, wo sich die prominenten Japaner befanden.

Die Bombe tötete den Präsidenten der Vereinigung der in Shanghai ansässigen Japaner Kawabata Sadaji. Der Kommandeur der japanischen Shanghai-Expeditionsarmee Yoshinori Shirakawa erlag vier Wochen später seinen tödlichen Verletzungen. Schwer verletzt wurden der Kommandeur der 9. Division, der Oberbefehlshaber der japanischen Marinestreitkräfte in Shanghai, zwei japanische Admiräle, der japanische Generalkonsul in Shanghai sowie der japanische Botschafter und spätere Außenminister Mamuro Shigemitsu.

Anschließend wollte Yun sich umbringen, indem er eine zweite Bombe zündete, die als Lebensmittelbox getarnt war. Doch sie explodierte nicht und er wurde am Tatort festgenommen.

Hinrichtung in Kanazawa (Japan)

Nachdem er am 25. Mai 1932 von einem japanischen Militärgericht in Shanghai zum Tode verurteilt worden war, wurde er nach Japan zunächst in das Gefängnis von Osaka verlegt und später nach Kanazawa in das Hauptquartier der 9. Division der japanischen Armee. Dort wurde er am 19. Dezember 1932 von einem Erschießungskommando hingerichtet. Er hinterließ eine Frau und zwei Kinder.

Umbettung nach Seoul (Südkorea)

1945 wurde Japan im Zweiten Weltkrieg besiegt. Die seit 1905 von den Japanern besetzte und kolonisierte Halbinsel Korea wurde von den Siegermächten entlang des 38. Breitengrads in zwei Besatzungszonen aufgeteilt. Der Süden wurde von US-amerikanischen Truppen besetzt, der Norden kam unter Kontrolle der Roten Armee.

Am 6. März 1946 wurden Yuns sterbliche Überreste in Kanazawa exhumiert und nach Seoul in die spätere Hauptstadt der 1948 gegründeten Republik Korea gebracht. Yun wurde dort am 30. Juni 1946 im Rahmen eines Staatsbegräbnisses auf dem Nationalfriedhof beigesetzt.

Gedenken (Südkorea, China, Japan)

1952 verlieh ihm die südkoreanische Regierung posthum die Nationale Gründungsmedaille, die an Personen verliehen wird, die einen bedeutenden Beitrag zur Gründung der Republik Korea geleistet haben. 1987 wurde in Seoul die Yun-Bong-gil-Gedächtnishalle mit einer monumentalen Statue zum Gedenken an seinen 55. Todestag errichtet. Im Jahre 2008 brachte die südkoreanische Post zu seinem 100. Geburtstag eine Sonderbriefmarke heraus.

Im Hongkou-Park (heute Lu Xun-Park) in Shanghai, dem Schauplatz des Bombenanschlags, befindet sich eine chinesische Gedenkstätte.

In der japanischen Stadt Kanazawa wurde an der Stelle, an der Yun Bong-gil nach seiner Hinrichtung durch die Japaner begraben wurde, ein Denkmal errichtet.

Brief von Mitsuaki Tamura (Japan)

Der Buchautor Mitsuaki Tamura, der ein Jahr (1977-1978) an der Universität Regensburg studiert hat, lebt heute in Kanazawa, wo Yun Bong-gil von den Japanern hingerichtet wurde. Er schrieb dem Georg-Elser-Arbeitskreis:

Ich habe den Widerstandskämpfer Georg Elser und den Unabhängigkeitskämpfer Yun Bong-gil verglichen. ... Bei meiner Arbeit bestand die größte Anstrengung darin, zu zeigen, dass es Menschen gab, die sich widersetzten. ... Man nennt bei uns in Japan Yun Bong-gil einen "Terrorist". Diejenigen, die über die Geschichte nicht nachdenken, kommen zu dem Schluss, dass er ein Terrorist sei. Mein Buch legt einen großen Wert darauf, dass Yun Bong-gil für die Wiedererlangung der Souveränität Koreas kämpfte.

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Elser in Japan - Reportage bei YouTube